OHSS

das ovarielle Hyper(= Über)- Stimulations- Syndrom

Dieses Krankheitsbild tritt nur selten im Zuge einer kontrollierten, hormonellen Stimulationsbehandlung bei der Vorbereitung einer extrakorporalen Befruchtung (IVF/ICSI) sowie extrem selten bei der Vorbereitung auf eine Insemination oder bei der Vorbereitung auf einen Verkehr zum Optimum auf.

Es wird die leichte, mittelgradige und schwere Form des OHSS unterschieden.

Leichte und mittelgradige OHS-Syndrome machen kaum Beschwerden und sind problemlos handhabbar.
Schwere Verlaufsformen, die schlimmstenfalls zu einem Krankenhausaufenthalt mit Infusionsbehandlung führen, kommen nur in weniger als 1 % vor.
Jeder Behandler versucht nicht nur – wenn möglich – sie zu vermeiden, sondern so frühzeitig zu erkennen, dass gegengesteuert, oder die laufende Behandlung gefahrlos abgebrochen werden kann.

Dies ist leider nicht möglich bei der so genannten late-onset Form, also eines OHSS, das erst sehr spät – eben verzögert – mit dem Eintritt einer SS entsteht.

Was ist ein schweres OHSS?
Kurz gesagt: das Heranreifen von (sehr) vielen Follikeln mit Nebenwirkungen wie

  1. Vergrößerung der Eierstöcke über 10 cm im Durchmesser, oft einhergehend mit Spannungsgefühl und Schmerzen der Eierstöcke.
  2. Wasseransammlung (Aszites) in Körperhöhlen – üblicherweise im Bauchraum mit Zunahme des Bauchumfanges.
  3. Eindickung des Blutes mit schlimmstenfalls Thrombosegefahr. 
ohss

© Ferring GmbH

Wie kommt es zu einem OHSS?

In einem natürlichen Zyklus reift in der Regel aus der Menge der in diesem Monat vom eigenen Körper zur Verfügung gestellten Eianlagen (Startgruppe) nach einem anfänglichen ‚Wettlauf’ schließlich nur ein Eibläschen heran (= der Leitfollikel). Diese ‚Startgruppe’ von Eianlagen nennt man auch die individuelle Kohorte und sie ist naturgegeben von Frau zu Frau unterschiedlich groß.

Besonders groß ist sie z.B. bei Patientinnen mit einem PCO-Syndrom, was beschreibt, was es ist: Poly-Cystisches-Ovar-Syndrom (Eierstöcke mit sehr (zu) vielen Eianlagen (Follikeln = „Cysten“).

pco1.jpg 

Zur Eizellpunktion im Rahmen einer IVF- oder ICSI-Behandlung wünscht man es sich, mehrere Eizellen zu entnehmen, um dem Paar eine höhere Befruchtungsrate und somit auch eine höhere Schwangerschaftschance zu ermöglichen.

Daher ist es das erklärte Ziel, durch die Stimulation mit natürlichen Hormonen (Gonadotropine = FSH = Follikel stimulierendes Hormon) die Eierstöcke in der Weise zu aktivieren, dass aus der Menge der vorhandenen Eianlagen möglichst alle Eibläschen der Kohorte zur Reifung kommen können.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass Antworten des Körpers oft nach dem ‚Schwellenprinzip’ funktionieren: bleibt man unterhalb einer Wirkschwelle passiert nichts, liegt man darüber, reagieren alle angesprochenen Wirkorte. D.h. in diesem Fall: je größer die persönliche Kohorte, umso höher ist das Risiko auf Entstehung eines OHSS.

Der Entstehungsmechanismus der Überstimulation ist nicht genau geklärt. Die Höhe des Oestradiolspiegels und die Konzentration bestimmter vaskulärer Wachstumsfaktoren im Blut spielen eine wichtige Rolle neben dem zentralen, das OHSS auslösenden Hormon HCG (human Chorion Gonadotropin), dem Schwangerschaftshormon.

Es wird 1 Mal angewendet zur Eisprungauslösung und entsteht in steigender und nicht zu bremsender Menge, wenn man schwanger geworden ist (= late-onset-OHSS, s.o.).

Offensichtlich kann es dazu führen, dass die Gefäßwände für größere Blutbestandteile (Proteine = Eiweiße) durchlässig werden, sodass sie sich z.B. im Bauchraum ansammeln können und der Körper versucht diese neu entstandene Konzentrationssteigerung durch Nachstrom von Wasser aus den Gefäßen zu verdünnen (= Entstehung von Aszites nach dem osmotischen Prinzip).

Was kann getan werden?
Viel trinken (2-3 Liter täglich Wasser oder Tees) und eiweißreiche Kost (z.B. Proteintrünke aus der Apotheke, oder dem Fitnessstudio) ist dann also angesagt, um diesen Prozess auszugleichen und einer Verdickung des Blutes durch Flüssigkeitsverlust entgegenzuwirken. (Im Downloadordner haben wir noch zwei Rezepte für Milchshakes für Sie hinterlegt!)

Nur in sehr vereinzelten Fällen ist überhaupt, wie bereits oben erwähnt, ein Krankenhausaufenthalt zum Auffüllen des Kreislaufs mit Infusionen notwendig – eine genaue Anweisung, wie ärztlicherseits damit umzugehen ist, weil eben so selten, halten wir ebenfalls im Downloadordner für Sie vor.

Die Ärzte überwachen den Verlauf ihrer Stimulationsbehandlung daher sehr genau, um jede nachteilige Nebenwirkung von Ihnen abzuwenden.

Sind Zeichen eines schwerwiegenden OHSS erkennbar, wird gegengesteuert und in Einzelfällen muss dann das Entstehen einer Schwangerschaft verhindert werden – um ein late-onset-OHSS sicher zu vermeiden – indem alle befruchteten Eizellen (Vorkernstadien) eingefroren werden.